Eigenkapitalquote

Eigenkapitalquote!

 Die Eigenkapitalquote bezeichnet den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (Bilanzsumme), ausgedrückt in %. Die Formel für die Berechnung der Eigenkapitalquote lautet: Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital. Die Eigenkapitalquote ist einer der Indikatoren für das Risiko und die Bonität eines Unternehmens: eine hohe Eigenkapitalquote (im Umkehrschluss: eine geringe Verschuldung) verringert das Insolvenzrisiko aus Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit — verringert aber u.U. auch die Eigenkapitalrentabilität. Die Eigenkapitalquote lässt sich durch verschiedene Maßnahmen wie Kapitalfreisetzung, Kapitalerhöhungen oder Gewinneinbehaltung erhöhen.

ALTERNATIVE BEGRIFFE: Eigenfinanzierungsgrad, Eigenfinanzierungsquote, Eigenkapitalanteil, Eigenkapitalintensität, EK-Quote, EKQ, equity ratio, Grad der finanziellen Unabhängigkeit.

Eigenkapitalquote Formel

Mit folgender Formel lässt sich die Eigenkapitalquote aus einem Jahresabschluss bzw. Konzernabschluss berechnen:

Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital.

 

Dabei umfasst das Eigenkapital bei einer Kapitalgesellschaft nach § 266 Abs. 3 A.HGB:

Eigenkapital einer Kapitalgesellschaft
Bilanz
Gezeichnetes Kapital … €
Kapitalrücklage … €
Gewinnrücklagen … €
Gewinnvortrag/Verlustvortrag … €
Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag … €

Das Gesamtkapital entspricht der Bilanzsumme.

 

Beispiel: Eigenkapitalquote berechnen

Ein Unternehmen weist in der Bilanz zum 31. Dezember 2011 ein Eigenkapital in Höhe von 300.000 € aus. Das Gesamtkapital bzw. die Bilanzsumme betragen 1 Mio. €.

Bilanz zur Berechnung der Eigenkapitalquote
Aktiva   Passiva  
Anlagevermögen Eigenkapital 300.000
Maschinen 600.000
Umlaufvermögen Fremdkapital
Vorräte 200.000 (Langfristige) Kredite 500.000
Forderungen aus L+L 120.000 Verbindlichkeiten aus L+L 200.000
Kasse, Bank 80.000
  1.000.000   1.000.000

Berechnung Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote beträgt somit: 300.000 € / 1.000.000 € = 0,3 = 30 %.

Probleme der Eigenkapitalquote

Angenommen, dem Unternehmen gelingt es, doppelt so lange Zahlungsziele mit seinen Lieferanten zu vereinbaren; dadurch würden sich die Lieferverbindlichkeiten um 200.000 € auf 400.000 € erhöhen und wir nehmen an, die Bankguthaben sind entsprechend 200.000 € höher.

Die Bilanz würde dann so aussehen:

Bilanz zur Berechnung der Eigenkapitalquote
Aktiva   Passiva  
Anlagevermögen Eigenkapital 300.000
Maschinen 600.000
Umlaufvermögen Fremdkapital
Vorräte 200.000 (Langfristige) Kredite 500.000
Forderungen aus L+L 120.000 Verbindlichkeiten aus L+L 400.000
Kasse, Bank 280.000
  1.200.000   1.200.000

Diese eigentlich positive Entwicklung (längere Zahlungsziele, dadurch höhere Liquidität) wirkt sich in dem Beispiel auf die Eigenkapitalquote negativ aus: Eigenkapitalquote = 300.000 € / 1.200.000 € = 25 %.

Wird die erhöhte Liquidität aber z.B. dazu genutzt, die Bankkredite um 200.000 € zurückzuführen, bliebe die Eigenkapitalquote zumindest gleich.

Manche Unternehmen oder Analysten verwenden aus diesem Grund im Nenner der Formel nicht das Gesamtkapital, sondern die Summe aus Eigenkapital und langfristigem, verzinslichen Fremdkapital (während die kurzfristigen Verbindlichkeiten ausgeklammert werden).

Eigenkapitalquote im Konzern

Wird die Eigenkapitalquote für einen Konzern berechnet, so sind in das Eigenkapital auch die Anteile in Fremdbesitz (Minderheitenanteile) einzubeziehen, da diese ebenfalls eine Eigenfinanzierung des Konzerns darstellen.

Durchschnittliche Eigenkapitalquote

Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Deutschland liegt in einer Größenordnung von 20 % bis 25 %.

Grund 1: traditionelle Kreditfinanzierung

Dieser eher geringe Wert liegt an der hierzulande vorherrschenden traditionellen Kreditfinanzierung über Sparkassen, Raiffeisenbanken und private Geschäftsbanken, während andere Länder wie die USA einen ausgeprägteren Kapitalmarkt haben, der entsprechende Eigenkapitalfinanzierungen über die Ausgabe von Aktien an Investoren ermöglicht.

Grund 2: häufigste Rechtsformen

Zum anderen sind viele Unternehmen Einzelunternehmen, Offene Handelsgesellschaften oder Kommanditgesellschaften. Diese erfordern kein Mindestkapital — „im Hintergrund“ haften aber die Gesellschafter zusätzlich mit ihrem Privatvermögen, so dass das haftende (aber nicht in der Bilanz ausgewiesene) Eigenkapital höher ist.

Bedeutung der Eigenkapitalquote

Vorteile einer hohen Eigenkapitalquote

Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet für ein Unternehmen insbesondere:

  • eine höhere Kreditwürdigkeit (Bonität); ein hoher Eigenkapitalanteil bedeutet im Umkehrschluss
  • ein geringeres Risiko aus den Insolvenztatbeständen
  • Überschuldung, da das Eigenkapital als Verlustpuffer dient;
  • Zahlungsunfähigkeit, da geringere Zahlungen für Zins und Tilgung zu leisten sind;
  • eine höhere Unabhängigkeit für den Unternehmer, da er in Finanzierungsfragen weniger auf Fremdkapitalgeber (z.B. die Verlängerung von Krediten) angewiesen ist.
  • eine höhere Kreditwürdigkeit (Bonität); eine hoher Eigenkapitalanteil bedeutet im Umkehrschluss eine geringe Verschuldung

 

Beispiel: Bedeutung einer guten Eigenkapitalquote

Ein Unternehmen mit einem auf der Aktivaseite der Bilanz zum 31. Dezember 2011 ausgewiesenen Vermögen in Höhe von 10 Mio. Euro weist eine Eigenkapitalquote von 30 % auf. D.h., das Eigenkapital beträgt 3 Mio. Euro.

Eigenkapital als Verlustpuffer

Erleidet das Unternehmen im darauffolgenden Geschäftsjahr einen Verlust von 2 Mio. Euro, kann es diesen Verlust verkraften: das Eigenkapital von 3 Mio. Euro fängt diesen Verlust auf (Verlustpuffer) und reduziert sich auf nur mehr 1 Mio. Euro. Hätte die Eigenkapitalquote z.B. nur 10 % betragen, hätte der Verlust das vorhandene Eigenkapital überstiegen, die Gesellschaft wäre bilanziell überschuldet (und müsste eine sogenannte Überschuldungsprüfung vornehmen) und ggf. in Existenzgefahr.

Eigenkapital und Liquidität

Angenommen, in dem obigen Beispiel mit der 30%-igen Eigenkapitalquote bestehen die restlichen 70 % des Kapitals aus einem Bankdarlehen, für das jährlich 6 % Zinsen sowie eine jährliche Tilgung von 1 Mio. Euro zu leisten sind. Zins und Tilgung belasten die Liquidität des Unternehmens. Wenn das Unternehmen im operativen Geschäft kein „Geld“ (keinen Cashflow) erwirtschaftet, droht ggf. ein Liquiditätsengpass. Mit geringer Eigenkapitalquote (und im Umkehrschluss höherer Fremdkapitalquote bzw. Verschuldung) nimmt dieses Liquiditätsrisiko zu.

Nachteile einer hohen Eigenkapitalquote

Eine hohe Eigenkapitalquote wirkt sich jedoch negativ auf die Eigenkapitalrentabilität aus — vgl. Leverage-Effekt.

Erhöhung der Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote kann durch Maßnahmen auf der Aktiva Seite und der Passiva Seite der Bilanz verbessert werden:

  • Aktiva Seite
  • Kapitalfreisetzungsmaßnahmen
  • Passiv Seite
  • Kapitalerhöhungen (Außenfinanzierung)
  • Gewinnthesaurierung (Innenfinanzierung)

Die Eigenkapitalquote kann bei gleichbleibender Bilanzsumme dadurch erhöht werden, dass Fremdkapital durch Eigenkapital ersetzt wird oder das Unternehmen senkt die Bilanzsumme, indem es das Vermögen reduziert, z.B. durch Reduktion der Vorräte (Bestandsoptimierung, just-in-time), der Forderungsaußenstände (kürzere Kundenzahlungsziele, Mahnwesen, Factoring) oder des Anlagevermögens (z.B. durch Leasing).

Wenn Sie Interesse an einen Beratungsgespräch bezüglich eines maßgeschneiderten Kennzahlensystem für Ihr Unternehmen haben dann können Sie hier mit uns Kontakt aufnehmen!

Ing. Rüdiger Frager, MAS, MBA
(akademischer Betriebswirt)